Das Fluss Wimmelbuch
Was wimmelt alles in und an einem Fluss? Der Badener Illustrator Julien Gründisch zeichnet in diesem Wimmelbuch die Geschichte eines Flusses von seiner Entstehung bis heute nach. Dabei zeigt er natürlich auch, was da so alles wimmelt: Welche Tiere und Menschen lebten zu welcher Zeit im und am Fluss? Wie haben die Menschen den Fluss genutzt und verändert? Und er regt uns an, zu träumen: Was könnte in naher und ferner Zukunft am Fluss und seinen Ufern (wieder) wimmeln? Wo hat der Illustrator ganz genau hingeschaut und wo ist die Fantasie mit ihm durchgegangen? Es gibt so viel zu entdecken im Flussgewimmel!
Für dieses Wimmelbuch liess sich Gründisch von der Geschichte und den aktuellen Entwicklungen seines Heimatflusses, der Limmat, inspirieren und von vielen Fachpersonen beraten. Die für das Buch gezeichneten Wimmelbilder zeigen beispielhafte Szenen und Entwicklungen, die für viele Flüsse hier und anderswo gelten. Das Ergebnis: Sieben eindrucksvolle Doppelseiten, die uns in die Geschichte unserer Flüsse eintauchen lassen.
Im Oktober 2023 werden Informationsblätter im PDF-Format mit Hintergrundinformationen zu den einzelnen Sujets und Wimmelbildern auf dieser Website aufgeschaltet. Sie werden kostenlos downloadbar sein.

1 - Entstehung
Mit dem Rückzug der Gletscher sind unsere Flüsse entstanden. Wasser war schon in der Steinzeit zentral zum Überleben, darum haben sich Menschen und Tiere oft in der Nähe des Wassers aufgehalten.

2 - Vielfältige Nutzung
In seiner natürlichen Form war der Fluss seit jeher Heimat einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten – ein Hotspot der Biodiversität. Und auch von uns Menschen werden Flüsse seit Jahrtausenden in vielfältiger, teilweise widersprüchlicher Art und Weise genutzt: als Nahrungsquelle, als Transportweg, zum Entsorgen von Unrat oder zum Waschen. Zu nahe wagte man sich jedoch nicht an den Fluss ran. Zerstörerische Hochwasser waren gefürchtet und Ursache für grosses menschliches Leid.

3 - Bändigung
Vom 18. Jahrhundert bis anfangs des 20. Jahrhunderts versuchte der Mensch die Gewässer mit massiven Eingriffen zu bändigen: Viele Flüsse und Bäche wurden begradigt und kanalisiert, um Land zu gewinnen sowie Hab und Gut vor Hochwasser zu schützen. Es war eine ingenieurtechnische Meisterleistung, die damals mit viel Handarbeit erbracht wurde. Und sie brachte vielerorts den gewünschten Erfolg: Das Wasser trat seltener über die Ufer. Das Land direkt am Fluss konnte von da an fast bedenkenlos von der Landwirtschaft oder für den Bau von Siedlungen und Industrieanlagen genutzt werden. Welchen Schaden die Natur durch die Kanalisierung nehmen würde, wusste man damals noch nicht.

4 - Zustand heute
Flüsse sind wichtige Erholungsorte für uns Menschen. An Gewässern fühlen wir uns wohl. Weniger bewusst ist vielen von uns, wie künstlich und monoton die meisten unserer grösseren Flüsse sind und welchen Schaden die Natur durch die Kanalisierungen genommen hat. Durch die Ufer- und Flussbettverbauungen sind unzählige Lebensräume für Tiere und Pflanzen verschwunden. Die natürliche grosse Vielfalt in und an Flüssen hat dadurch massiv abgenommen. Denn die verbauten Flüsse können vielen Tieren und Pflanzen nicht mehr das bieten, was sie zum (Über-) Leben brauchen. Aus dem ursprünglich kunterbunten Mehrfamilienhaus mit zahlreichen und unterschiedlichen Wohnungen, die unzählige Arten beheimateten, wurde ein unmöbliertes, fensterloses Einzimmer-Studio, in dem nur wenig Leben möglich ist. Auch für den Menschen sind diese monotonen Gewässer viel weniger attraktiv.

5 - Revitalisierung
Mit einem erneuten baulichen Eingriff werden die Defizite aus der Vergangenheit behoben. Der Fluss wird aus seinem zu engen Korsett befreit. Die Verbauungen der Ufer und des Flussbetts werden entfernt. Der Fluss erhält wieder mehr Platz. So kann er seine natürliche Dynamik wieder ausleben und seinen Lauf in vorgegebenen Grenzen immer wieder verändern. Er bildet ein reichhaltiges Mosaik an Lebensräumen für eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen, die in und an natürlichen Flüssen zuhause sind, schützt die Umgebung auf natürliche Weise vor Hochwasser und reinigt unser Trinkwasser. Mit der Revitalisierung wird der Fluss wiederbelebt. Er wird wieder natürlicher und lebendiger.

6 - Blick in die Zukunft
Im revitalisierten Fluss ist das Leben zurückgekehrt. Im und am Wasser wimmelt es tierisch. Das einst künstliche, monotone Wasserband hat sich in eine lebendige, naturnahe Flusslandschaft zurück verwandelt. Im Wasser, auf den Kiesinseln und am Ufer sind wieder unzählige wertvolle Lebensräume für einheimische Tiere und Pflanzen entstanden. Und auch den Menschen gefällt die vielfältige Flusslandschaft, die sich ständig verändert. Hier gibt es immer viel zu entdecken.

7 - Nahaufnahme Flussleben
Natürliche Flüsse sind die artenreichsten Lebensräume, die wir in der Schweiz kennen. Rund 80 Prozent aller Tier- und 40 Prozent aller einheimischen Pflanzenarten sind in und an natürlichen Flüssen zuhause. Viele finden nur hier die nötigen Bedingungen, die sie zum Leben brauchen. Darum ist die Revitalisierung von verbauten, monotonen Flüssen und Bächen eine wichtige Massnahme zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität. Brütende Eisvögel, tauchende Wasseramseln, laichende Äschen: Der Blick ans Ufer und ins Wasser zeigt den Reichtum und die Vielfalt eines naturnahen Flusses.